Speichern der organischen Substanz im Boden – Biologischer Kreislauf und nachhaltige Landwirtschaft

Speichern der organischen Substanz im Boden – Biologischer Kreislauf und nachhaltige Landwirtschaft

Erstellt von Silke Pöstinger in News 04 Nov 2020

Presseaussendung ECN – 16. Oktober 2020

 

Speichern der organischen Substanz im Boden – Biologischer Kreislauf und nachhaltige Landwirtschaft

Mitglieder des Europäischen Parlaments tauschen Informationen mit Boden- und Kompostexperten, Landwirten und Winzern aus

 

13. Oktober 2020: Mitglieder des Europäischen Parlaments hörten auf einer Online-Veranstaltung des Europäischen Kompostnetzwerks (ECN), die von MdEP Franc Bogovič (EVP, Slowenien) und Elsi Katainen gemeinsam organisiert wurde, wie Bioabfälle besser recycelt, die Bodenfruchtbarkeit erhalten und der Klimawandel gemindert werden können (Renew Europe, Finnland). Durch die Zusammenarbeit können Landwirte, Bodenwissenschaftler, Abfallentsorger, politische Entscheidungsträger und andere interessierte Interessengruppen eine bessere Zukunft für die nächste Generation sicherstellen, in der die Bodengesundheit wiederhergestellt und erhalten wird.

 

Während der Veranstaltung stellten die Diskussionsteilnehmer Beispiele für bewährte Verfahren der Kreislaufwirtschaft in Aktion vor, die dank der Verwendung von recyceltem Kompost sowohl die Qualität als auch die Gesundheit der europäischen Böden verbessern und auch zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Aus Bioabfällen recycelter Kompost kann effektiv als organischer Bodenverbesserer eingesetzt werden. Im Durchschnitt enthält eine Tonne frischer Kompost 300 kg organische Substanz. Durch die Anwendung von 30 Tonnen frischem Kompost pro Hektar und Jahr werden neun Tonnen organische Substanz in den Boden zurückgeführt.

 

Mehr als 80 Delegierte nahmen an dem Webinar „Bio im Boden retten – biologischer Kreislauf und nachhaltige Landwirtschaft“ teil. Der Tag zeigte, dass politische Entscheidungsträger, Wirtschaftstreibende, Forschungszentren und die Zivilgesellschaft ein gemeinsames Interesse daran haben, einen offenen Dialog mit allen wichtigen Interessengruppen aufzunehmen. Gesundheit des Bodens, Kohlenstoffbindung und Sensibilisierung sind die Schlüsselwörter, die während der Beiträge aufgetaucht sind und den Weg bis 2030 weisen. Von allen Teilnehmern wurde anerkannt, dass die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der Bodenqualität für die Verwirklichung der Vision des Europäischen “Green Deal” von größter Bedeutung  sind um in Europa Netto-Null-CO2-Emissionen zu erzielen. Der Boden wird als Mittel zur Speicherung von überschüssigen Treibhausgase anerkannt, die unsere Systeme nicht vermeiden können. Die Betreiber des Agrarsektors sind an vorderster Front dabei, die Herausforderungen in Chancen umzuwandeln, und einige von ihnen teilten ihre Erfahrungen mit Kompost um Mineraldünger zu reduzieren, die Bodenqualität wiederherzustellen und den biologischen Kreislauf zu schließen.

Die Vortragenden kamen aus verschiedenen Bereichen: Politik; Abfallwirtschaft; Bodenkunde; Landwirtschaft und Weinbau: Herr Mirco Barbero (Europäische Kommission); MdEP Franc Bogovič, Marco Giacomazzi (Europäisches Kompostnetzwerk), Jane Gilbert (Internationale Abfallvereinigung), MdEP Elsi Katainen; Herr Luca Montanarella (Europäische Kommission) und Herr João Vasconcelos Porto (Sogrape Vinhos Portugal).

 

MEP Elsi Katainen betonte wie wichtig es für die Landwirtschaft sei, hochwertige agronomische Beratung zu bekommen. Die Gemeinsame Agrarpolitik sollte Mittel zur Verfügung stellen, um Zugang zu aktuellem Wissen zu erhalten, um Fruchtbarkeit, Qualität und Bodengesundheit wiederherzustellen und Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

 

MEP Franc Bogovič betonte, dass das Thema Gesundheit in den letzten Monaten dominierte und dass die menschliche Gesundheit die Gesundheit des Bodens nicht ignorieren könne. Laut MdEP Bogovič ist die Verschwendung von Lebensmitteln eine der wichtigsten Herausforderungen in den kommenden Jahren, und es wird wichtig sein, gute Präventions- und Recyclingpraktiken in ganz Europa zu etablieren.

 

Mr Marco Giacomazzi erläuterte die Wirksamkeit verschiedener getrennter Sammelsysteme für Bioabfälle in mehreren europäischen Ländern und lieferte Daten, die im ECN-Bericht „Überblick über die Sammlung, Behandlung und den Marktzugang von Bioabfällen in ganz Europa (2019)“ veröffentlicht wurden. Die Analyse ergab, dass die Mengen an gesammelten Bioabfällen bis 2030 von 48 auf 128 Millionen Tonnen und die Mengen von recyceltem Kompost von 12 auf 32 Millionen Tonnen ansteigen könnten.

 

Mr Luca Montanarella präsentierte die Bewertung der Bodengesundheit in Europa durch das Gemeinsame Forschungszentrum der Europäischen Kommission. Herr Montanarella wies auf den Zusammenhang zwischen schlechter Bodenqualität, Erosion, Wüstenbildung und dem Verlust von Kohlenstoff im Boden hin. Eine ordnungsgemäße Bodenbewirtschaftung ist eine wichtige Strategie zur Eindämmung des Klimawandels.

 

Ms Jane Gilbert  quantifizierte die Vorteile einer regelmäßigen Anwendung von Kompost für den Boden. Das Hauptmerkmal von Kompost ist, dass er reich an stabiler organischer Substanz ist. Stabile, organische Komponenten helfen die fruchtbare Humusschicht in den Böden zu erhalten oder wieder aufzubauen. Wenn der Boden reich an Humus ist, speichert er mehr Kohlenstoff, und es ergeben sich zusätzliche Vorteile, wie z. B. eine verbesserte Wasserhaltekapazität; verbesserte Bodenstruktur die das Erosionsrisiko verringert; Förderung der Nährstoffaustauschkapazität und damit ein verringertes Risiko von Nährstoffverlusten und außerdem fördert Kompost die mikrobielle Aktivität im Boden mit signifikanter Verringerung des Krankheitsrisikos für Pflanzen. Schließlich quantifizierte Jane Gilbert die potenziellen Vorteile der Speicherung von Kohlenstoff im Boden zwischen 2000 und 4500 Euro pro Hektar pro Jahr.

 

Die RETERRA Service GmbH präsentierte ein Video, in dem Herr Peter Zillikens seine eigenen Erfahrungen als Landwirt mitteilte, der über mehrere Jahre hinweg die Mineraldüngung durch Kompost ersetzt hat.

 

Mr João Vasconcellos Porto hat gezeigt, dass Kompost in Weinbergen im Mittelmeerraum eine sehr nützliche Ressource ist, um den Auswirkungen von Dürren entgegenzuwirken und eine qualitativ hochwertige Ernte zu gewährleisten, während die biologische Vielfalt gewahrt und die Bodenqualität erhalten bleibt.

 

Mr Mirco Barbero berichtete, dass die Erhaltung der Bodenqualität eine der Prioritäten der europäischen Strategie für Green Deal und Biodiversität ist. Er forderte alle Teilnehmer auf, an der Konsultation zur Aktualisierung der thematischen Bodenstrategie teilzunehmen, die voraussichtlich auf der Website der Europäischen Kommission (https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say) bis Ende 2020 veröffentlicht wird.

 

Ms Kristel Vandenbroek, Vorsitzende des Europäischen Kompostnetzwerks, fasste den Workshop mit dem Schluss zusammen, dass der Boden eine natürliche Kohlenstoffsenke ist, deren Erhaltung für die Eindämmung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung ist. Der Boden kann bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr speichern, wenn regelmäßig Kompost in Kombination mit anderen, nachhaltigen Bodenbewirtschaftungspraktiken angewendet wird. Daher ist die Einführung einer getrennten Sammlung von Bioabfällen in ganz Europa von entscheidender Bedeutung für die Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Kompost, der zur Wiederherstellung der Bodengesundheit, -qualität und des Kohlenstoffgehalts verwendet werden kann. Die politischen Entscheidungsträger werden gebeten, bis 2030 ehrgeizige Ziele für die Bodengesundheit festzulegen. Nachhaltige und bewährte Verfahren, die bereits in der europäischen Landwirtschaft und im Weinbau angewendet werden, sollten anerkannt werden, um ihre Skalierbarkeit und Reproduzierbarkeit zu verbessern.

 

Nach mehr als 40 Jahren Umweltpolitik und Diskussionen zum Klimawandel sollte es nicht länger überraschen, dass die Business-as-usual-Modelle nicht nachhaltige sind und hohe Kosten für Klima, Umwelt und menschliche Gesundheit verursachen. Alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Akteure sollten zusammenarbeiten, um Alternativen zu entwickeln, mit denen Ressourcen erhalten und wiederhergestellt werden können. Eine erfolgreiche Strategie zielt darauf ab, den biologischen Kreislauf zu erhalten und zu respektieren. Durch die Zusammenarbeit können Landwirte, Bodenwissenschaftler, Abfallentsorger, politische Entscheidungsträger und andere interessierte Interessengruppen eine bessere Zukunft für die nächste Generation sicherstellen, in der die Bodengesundheit im Mittelpunkt steht.

Schließlich lud Frau Kristel Vandenbroek die Teilnehmer ein, das Manifest „Save Organics in Soil“ der S.O.S. Bodeninitiative: https://www.saveorganicsinsoil.org/ zu unterzeichnen.
Das Programm und die Präsentationen der Veranstaltung können hier bewertet werden.

 

Kontakt Details:

European Compost Network

Dr Stefanie Siebert

PHONE: +49 234 438 944 7

EMAIL: info@compostnetwork.info

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