
Spatenstich in Burghausen: Insektenmast trifft Biogas – ein Zukunftsmodell nimmt Gestalt an
Ab Herbst 2025 sollen in der sogenannten ReFarmUnit jährlich rund 9.500 Tonnen organische Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie zu hochwertigen Ressourcen verarbeitet werden: etwa 2.000 Tonnen Frischlarven der Schwarzen Soldatenfliege für den Heimtiermarkt und rund 2.100 Tonnen Insektenmist, der sogenannte Insektenfrass, als organischer Dünger – oder als Co-Substrat für die hofeigene Biogasanlage.
Ein starkes Duo: Biogas & Insektenmast
Gerade für Betriebe mit bestehender Biogasanlage eröffnet die Insektenmast neue wirtschaftliche und ökologische Perspektiven. Die Kombination bietet Synergien auf mehreren Ebenen:
- Effiziente Verwertung organischer Reststoffe: Substrate, die bislang direkt in der Biogasanlage genutzt wurden, können nun in der Insektenmast zu einem höherwertigen Produkt veredelt werden.
- Nährstoffkreisläufe schließen: Der bei der Insektenzucht anfallende Insektenfrass eignet sich hervorragend als Dünger – oder als Ergänzung im Gärprozess. In Burghausen wird geprüft, wie sich der Insektenfrass als Ersatz für Silomais in der Biogasanlage einsetzen lässt.
- Wärme optimal nutzen: Die Abwärme aus der 380-kW-Biogasanlage kann künftig zur Trocknung des Insektenfrass‘ verwendet werden – ein weiterer Schritt zur Steigerung der Gesamtenergieeffizienz am Standort.
- Flexibilität im Betrieb: Die Insektenmast lässt sich zeitlich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren und benötigt etwa eine Vollzeitkraft – ideal für strukturierte landwirtschaftliche Betriebe.
Die Biogasanlage von Simon Steinberger speist derzeit 190 kW ins Netz ein und wird bislang mit Rindermist, Grassilage und bis zu 5,5 Tonnen Silomais täglich betrieben. Der geplante Umstieg auf Insektenfrass als Substrat bringt nicht nur Kostenvorteile, sondern hilft auch, den Maisanbau zurückzufahren und die Biodiversität zu stärken.
Erste Pioniere zeigen den Weg
Dass die erste ReFarmUnit nun auf einem Biogasanlagenbetrieb entsteht, ist kein Zufall: Die Entwickler von REPLOID sind überzeugt, dass die Landwirtschaft der Zukunft in geschlossenen Stoffkreisläufen denken muss. In Simon Steinberger fanden sie einen idealen Partner, der die Idee von Kreislaufwirtschaft, Tierwohl und Ressourceneffizienz mitträgt.
Unterstützt wird das Projekt auch von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Burghausen (WiföG), die die Gründung begleitete und bei der Suche nach Förderprogrammen half. Insgesamt werden rund fünf Millionen Euro investiert.
„Was hier entsteht, ist mehr als eine Insektenmastanlage“, so REPLOID. „Es ist ein neues Betriebsmodell für die Landwirtschaft – dezentral, ressourcenschonend und wirtschaftlich tragfähig. Die Kombination mit bestehenden Biogasanlagen bringt dabei entscheidende Vorteile.“
Fazit:
Für Biogasbetreiber, die neue Wege gehen wollen, zeigt das Projekt in Burghausen exemplarisch, wie sich zusätzliche Wertschöpfung durch Insektenmast realisieren lässt – mit direktem Nutzen für Kreislaufwirtschaft, Tierfutterproduktion und die energetische Nutzung von Reststoffen. Ein Modell mit Potenzial zur Nachahmung.
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