R2Gas-Workshop: Biomethan – Der offensichtlichste erneuerbare Kraftstoff von heute

R2Gas-Workshop: Biomethan – Der offensichtlichste erneuerbare Kraftstoff von heute

Erstellt von Silke Pöstinger in Allgemein 31 Mai 2023

Am 25. April 2023 diskutierten mehr als 65 Experten aus der gesamten Biomethan-Kette über den aktuellen Stand von Biomethan, seine Entwicklung und Politik, das Potenzial und die Grenzen der Produktion sowie die Geschäftsmöglichkeiten. Neben den Fachleuten von R2Gas präsentierten Referenten aus sechs verschiedenen Unternehmen und Organisationen ihre Sicht der Dinge. Es wurden vier Hauptthemen behandelt, die von der Politik bis zur Anwendung reichten. Die Referenten und das Publikum bestätigten die Ergebnisse der verschiedenen vorgestellten Projekte, die die Bedeutung dieser nachhaltigen Energie, insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Unabhängigkeit von russischem fossilem Gas, belegen.  Die Technologie – obwohl seit Jahren etabliert – birgt selbst unter strengsten Umweltbedingungen noch ein erhebliches Wachstumspotenzial.

 

Wl. Der Workshop, der am 25. April 2023 in Wien stattfand, war der erste, der vom unabhängigen privaten Forschungszentrum für erneuerbare Gase (R2Gas), einem Verein mit Sitz in Wien, organisiert wurde. 68 führende Experten der EU-Biomethanbranche kamen in Wien zusammen, um die relevanten Themen und die zukünftige Entwicklung von Biogas zu diskutieren. Der wertvolle Informationsaustausch wird die zukünftige Entwicklung und Formulierung weiterer Biomasseprojekte unterstützen. Der Workshop war in vier Sessionen unterteilt: 1) Rahmenbedingungen; 2) Technologien; 3) Einsatzstoffe und 4) Märkte. Zu jedem Thema wurden drei oder vier Beiträge präsentiert.

 

Rahmenbedingungen

Biomethan ist derzeit ein heißes Thema in der Europäischen Union und in der Folge auch in den Mitgliedsstaaten. Insgesamt liegen sechs neue oder erneuerte Gesetzgebungen auf dem Tisch, in denen Biomethan auf die eine oder andere Weise betroffen ist. Kürzlich wurde das Ziel für Biomethan im Rahmen des REPowerEU-Programms festgelegt: Die Produktion von 35 Milliarden Kubikmetern pro Jahr bis 2030; ein Ziel, das auch im Gaspaket verankert werden soll. Weitere Gesetzgebungen, die zur Diskussion stehen, sind RED III, CO2-Standards für PKW und Transporter sowie für schwere Nutzfahrzeuge, die Regelung EUFuelMaritime und die Regelung der alternativen Kraftstoffinfrastruktur. Österreich, das bei der nationalen Biomethan-Gesetzgebung Fortschritte gemacht hat, wurde als Beispiel für einen Mitgliedsstaat vorgestellt. Ebenso wichtig ist die grenzüberschreitende Gasregistrierung einschließlich Herkunftsnachweisen, die anhand der zentralen und östlichen Gasbörse und der Arbeit der Register vorgestellt wurde. Die heißeste Diskussion drehte sich um die Nutzung von Biomethan im Verkehr im Rahmen eines Quotensystems wie das in Deutschland und demnächst auch in Österreich umgesetzt wird sowie die hohen Strafen bei Nichterreichen der Quote.

 

Technologie

Die anaerobe Vergärung hat sich zu einer Standardtechnologie entwickelt insbesondere für die Stromerzeugung. Aber angesichts der auslaufenden Subventionen für die Stromerzeugung wie im Falle Deutschlands und Österreichs, ist der Wechsel zur Biomethanproduktion eine perfekte Option zur weiteren Nutzung von Biogasanlagen.  Die anschließende Verflüssigung ermöglicht eine effizientere (dichte) Speicherung und eine noch breitere Anwendung von Biomethan, z.B. in der Schifffahrt und im Schwerverkehr. In weiteren Vorträgen wurden zwei neuere Technologien vorgestellt. Durch die Vergasung von fester Biomasse wird das so genannte Syngas – eine Zusammensetzung aus hauptsächlich Wasserstoff und Kohlenmonoxid – erzeugt, aus dem ebenfalls Biomethan synthetisiert werden kann. Österreich wird diesen Weg mit dem Advanced Biofuel Lab fortsetzen. Ziel ist es, neun kommerzielle Anlagen zu installieren und mittelfristig eine bedeutende Menge an grünen Gasen zu produzieren. Power-to-Gas ist eine weitere vielversprechende Technologie für die Erzeugung von Methan. Das am häufigsten angewandte Verfahren ist die Elektrolyse, bei der Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, gefolgt von der Sabatier-Reaktion, bei der Methan entsteht. Im Workshop wurde eine neue und vielversprechende Technologie vorgestellt, die sich in der Entwicklung befindet, nämlich das bioelektrochemische Verfahren, bei dem kein Wasserstoff erzeugt wird, sondern ein direkter mikrobieller Elektronentransfer stattfindet, der ein weitaus effizienteres Verfahren darstellt.

 

Einsatzstoffe

Voraussetzung für eine nachhaltige Biogaserzeugung ist die Nutzung von nachhaltig produzierter Biomasse zwingend. Bis 2030 könnten die konventionellen Nebenprodukte von industriellen Prozessen zu einem limitierenden Faktor werden. In drei Beiträgen wurden Alternativen erörtert, z. B. ein technologischer Ansatz, bei dem verbesserte Vergärungssysteme mit schwer abbaubarem Material umgehen können oder der Einsatz von nicht-essbaren Pflanzen, die auf Grenzertragsflächen angebaut werden, sowie der Anbau von Zwischenkulturen anstelle von artenübergreifenden Brachflächen. Noch vielversprechender ist die Verwendung der reichlich vorhandenen Makroalgen für die gleichzeitige Produktion von Proteinen und Biogas.

 

Märkte

Ohne einen wirklich funktionierenden Markt geht auch bei Bioenergie nichts. Um ihn aufzubauen, müssen mehrere Faktoren für einen Business Case zusammenspielen, wie er in den letzten vier Beiträgen vorgestellt wurde. Angebot und Nachfrage müssen zu wettbewerbsfähigen Kosten über einen längeren Zeitraum ausgeglichen sein: Eine optimierte Marktkette mit Produzenten, Netzbetreibern und Händlern sowie Gasnutzern muss gewährleistet sein; ein europaweit harmonisiertes Registrierungssystem für erneuerbare Gaszertifikate einschließlich Herkunfts- und Nachhaltigkeitsgarantien sind zu definieren und schließlich gehören stabile Preise für den „grünen Wert“ mit breit akzeptierten Vorteilen aus Nebenprodukten zu solchen zwingenden Faktoren.

 

Die Beiträge des Workshops sowie der Medientext sind kostenlos auf der Website von R2Gas verfügbar.

 

Arthur Wellinger
wellinger@r2gas.org

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