Biogas: Neue Studie enthüllt Potenziale für Vorarlberg

Biogas: Neue Studie enthüllt Potenziale für Vorarlberg

Erstellt von Silke Pöstinger in News 01 Dez. 2025

Biogas im Kontext Energieautonomie

Vorarlberg hat sich das Ziel gesetzt, die gesamte Energieversorgung spätestens bis 2050 auf erneuerbare Quellen umzustellen. Besonders herausfordernd ist dabei die Umstellung der Wärmeversorgung in Haushalten, Betrieben und Industrie, wo bislang vielfach Erdgas eingesetzt wird. Biogas beziehungsweise aufbereitetes Biomethan gilt hier als besonders interessante Option, weil es bestehende Gasinfrastruktur nutzen und gleichzeitig regional erzeugt werden kann.​

 

Zahlen zum Potenzial in Vorarlberg

Die vom Land beauftragte Studie beziffert das wirtschaftlich erschließbare Biogaspotenzial in Vorarlberg auf rund 261 GWh pro Jahr. Derzeit werden in Biogasanlagen etwa 99 GWh erzeugt, wovon nach Eigenbedarf und Verlusten rund 57 GWh tatsächlich genutzt werden – also deutlich weniger als möglich wäre. Das größte ungenutzte Potenzial liegt mit rund 109 GWh im Bereich Wirtschaftsdünger, gefolgt von kommunalen Bioabfällen und biogenen Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie. ​

 

Rolle von Landwirtschaft und Industrie

Heute wird Biogas in Vorarlberg vor allem in kleiner strukturierten landwirtschaftlichen Anlagen erzeugt und mittels Kraft-Wärme-Kopplung zu Strom und Wärme umgewandelt. In der Studie hat man sich auf jedoch auf größere gemeinschaftliche Strukturen fokussiert. Für die Industrie schätzt die Studie den zukünftigen Bedarf an Methan – nach Effizienzsteigerungen und Ersatzmöglichkeiten – auf etwa 300 GWh, wobei Biomethan vor allem für Hochtemperaturprozesse über 500 °C vorgesehen ist.​

 

Warum Gemeinschaftsanlagen entscheidend sind

Um Biogas zu konkurrenzfähigen Kosten zu erzeugen, braucht es eine Mindestgröße der Anlagen, die deutlich über den üblichen Hofanlagen liegt. Laut Studie lassen sich Gülle und andere flüssige Wirtschaftsdünger wirtschaftlich in einem Radius von etwa fünf Kilometern um eine Anlage einsammeln, weshalb regionale Güllegemeinschaften als Schlüssel gelten. Unter Nutzung bestehender Standorte wären etwa zehn neue gemeinschaftlich betriebene Anlagen nötig, um das regionale Potenzial gut auszuschöpfen. ​

 

Klima- und Umweltvorteile von Biogas

Die Erfassung und Vergärung von Wirtschaftsdünger reduziert Methan- und Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft deutlich. Bei der Aufbereitung zu Biomethan wird biogenes CO2 abgeschieden, das perspektivisch als negative Emission bilanziert oder stofflich weiterverwertet werden kann. Gleichzeitig liefert der Gärrest wertvolle Nährstoffe und organische Substanz für den Boden, schließt den Nährstoffkreislauf und unterstützt den Humusaufbau.

 

Wirtschaftlichkeit und zukünftige Nutzung

Bei der Stromerzeugung aus Biogas liegen die Gestehungskosten laut Studie bei über 20 ct/kWh und sind damit nur mit hohen Förderungen konkurrenzfähig, während Wind und Photovoltaik deutlich günstiger sind. Daher verschiebt sich der Fokus in Richtung Aufbereitung zu Biomethan und Einsatz dort, wo keine anderen erneuerbaren Alternativen sinnvoll verfügbar sind, insbesondere in der Industrie. Biogas gilt innerhalb der „grünen Gase“ derzeit als die kostengünstigste Option und könnte sich damit zu einem wichtigen Baustein der Energieautonomie entwickeln.​

 

Nächste Schritte in Vorarlberg

Die Studienautorinnen und -autoren empfehlen mehrere konkrete Schritte: den Aufbau regionaler gemeinschaftlicher Anlagenstrukturen, die stärkere Nutzung bislang exportierter Biomüllmengen sowie eine Plattform zur besseren Organisation von Co-Substraten. Zusätzlich sollen Gärreste gezielt aufbereitet und vermarktet sowie Optionen zur CO2-Abscheidung und -Nutzung weiter analysiert werden. Das bereits laufende, kofinanzierte Pilotprojekt „Bioressourcenpark amKumma“ zeigt, wie ein Biogascluster in der Praxis aussehen kann und soll Vorbild für weitere Regionen sein.

 

Link zur Studie: Biogas – die unterschätzte Energiequelle

Link zum „Bioressourcenpark amKumma“: 11 Bio Ressourcenpark – KLAR! am Rhein

Entschuldigen Sie, die Kommentarfunktion steht nicht zur Verfügung.