Abfall- und Verwertungsarten

Welche organischen Abfallströme gibt es? 


Bio- und Grünabfälle
Den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern, das heißt Kommunen und Abfallverbänden, sind in erster Linie Bioabfälle aus der Biotonne sowie Grünabfälle (Garten- und Parkabfälle) unmittelbar zugänglich. Die separate Erfassung von Bio- und Grünabfällen aus Haushalten erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Typischerweise werden sie über Biotonnen beim Bürger gesammelt. Weit verbreitet ist zudem die separate Sammlung von Grünabfällen, zum Beispiel in Abfall Sammelzentren.

 

Reste der Landschaftspflege
Zu den Landschaftspflegematerialien zählen krautige und holzige Materialien aus Pflegemaßnahmen an Straßen, Schienen und Gewässern. Hinzu kommen Materialien aus Pflegemaßnahmen des Naturschutzes, wie Parks etc.

 

Sonstige organische Abfälle aus Industrie und Gewerbe
Über die bisher genannten Abfälle hinaus fallen in der Industrie, dem Gewerbe, dem Handel oder auch der Landwirtschaft noch weitere organische Stoffe an, die den Verwertungsanlagen angedient werden. Dazu zählen beispielsweise Speiseabfälle aus der Gastronomie und Großküchen (zum Beispiel Kantinen, Krankenhäusern, Mensen), Abfälle aus dem Lebensmittelhandel oder Produktionsrückstände aus der Nahrungsmittelherstellung. Allen diesen Stoffen ist gemein, dass sie nicht den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern überlassen werden müssen. Deren Erfassung und Verwertung ist überwiegend privatwirtschaftlich organisiert.

 

Besonderheiten der Verwertungsverfahren organischer Abfälle
Die Biogaserzeugung in Fermentationsanlagen sowie die Kompostierung berücksichtigen die stoffliche Nutzung von Abfällen durch die Wiederverwendung der Nährstoffe (Stickstoff, Phosphor und Kalium) im verbleibenden Fermentationsrückstand oder im entstandenen Humus als Dünger.

Professionelle Kompostierung nach Getrenntsammlung mit anschließender landwirtschaftlicher Nutzung des Kompostes zur Düngung und Bodenerneuerung gibt eine vorsorgliche Antwort für die nicht minder relevanten ökologischen Themen der Biodiversität, der Bodenfruchtbarkeit, des Schutzes der Böden gegen Erosion und Schadstoffeinträge.

Die Biomasseverbrennung von organischen Abfällen zur Strom- und (Fern)Wärmeproduktion hingegen lässt das Potenzial eines ökologisch sinnvollen Nährstoffkreislaufs völlig ungenutzt. Die thermische Verwertung von Bioabfällen ist nicht in der Lage, einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die stofflichen Nutzenpotentiale von biogenen gehen vollständig verloren.

Kompostierung und Vergärung sind zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren zum Abbau biologischer Substanzen. So wird die Anaerobtechnik sinnvollerweise für den Abbau stark wasserhaltiger Abfälle mit hohem Anteil an leicht abbaubaren Stoffen eingesetzt, während die Kompostierung besonders bei der Behandlung von Abfällen mit höherem Anteil an mittel‐ bis schwerabbaubaren Stoffen mit geringerem Wassergehalt eingesetzt wird. Biogene Küchenabfälle und Grünschnitt eignen sich gut bis sehr gut für die anaerobe Vergärung in Biogasanlagen. Baum‐ und Strauchschnitt ist aufgrund seines hohen Anteils biologisch schwer abbaubarer Verbindungen (Lignin und Lignocellulosen) als Substrat für Biogasanlagen schlecht geeignet. Er ist daher entweder getrennt von der Biotonne zu sammeln oder auszusortieren. Abgeschiedener Strauchschnitt kann nach Zerkleinerung als Strukturmaterial für die Kompostierung herangezogen oder verbrannt werden.

wassergehalt

Prinzipielle Aufteilung von biogenen Substraten für die jeweilige Verwertung abhängig von Wassergehalt und Anteil an Strukturmaterial [IFA Tulln]

Sowohl die Kompostierung als auch die Vergärung  sind in einer Gesamtbewertung der eindeutig effizienteste Verwertungsweg. Daher sollte wenn technisch und ökonomisch durchführbar die stoffliche Verwertung von organischen Abfällen immer im Vordergrund stehen. Die Abfallhierarchie der europäischen Abfallrahmenrichtlinie räumt dem Recycling (= stoffliche Verwertung) eine höhere Priorität ein als der energetischen Nutzung. Der „Biobfall-Artikel“ (Art. 22) „ermutigt“ die Mitgliedsstaaten zur getrennten Sammlung und Verwertung von qualitativ hochwertigem Kompost und Gärrest zum Nutzen des Bodens und der Landwirtschaft.

 

stoffliche-und-energetische-nutzung

 

Status quo 

Biogene Haushaltsabfälle und Grünschnitt werden den Abfallverwertern derzeit über die thermische Verwertung (Restmülltonne), die gewerbliche Kompostierung (getrennte Sammlung wie z.B. die Biotonne), der Eigenkompostierung und über den Abwasserkanal zugeführt. Die „Entsorgung“ über den Abwasserkanal ist seitens des Gesetzgebers zwar untersagt, aber dennoch gängige und mengenmäßig nicht zu vernachlässigende Praxis. Gewerbliche Küchen- und Speiseabfälle und Reste der Lebensmittelproduktion werden vermutlich geeigneten Verwertungspfaden wie der Vergärung oder auch Kompostierung zugeführt. Genaue Erhebungen existieren nicht.

Mit Einführung der getrennten Sammlung biogener Abfälle entwickelte sich in Österreich das Konzept der Eigenkompostierung gepaart mit dezentraler Kompostierung in regionalen Kompostanlagen. So werden heute über die Kompostierung in Österreich laut ARGE Kompost & Biogas rund 600.000 Tonnen Bioabfälle pro Jahr verwertet.

All diese organischen Abfälle haben ein hohes stoffliches und energetisches Verwertungspotenzial und geraten nun aus gutem Grund verstärkt in den Blickwinkel der Biogasproduzenten als Rohstoff für die Methanproduktion mit anschließender stofflichen Nutzung durch die Ausbringung des Gärrestes auf die Felder.

Für die regionale Bioabfallpolitik bedeuten die neuen Anforderungen bzgl. Klimaschutz und Ressourceneffizienz neue Herausforderungen. Für welchen Zweck und mit welchen Methoden sollen die in den organischen Abfallströmen enthaltenen Kohlenstoff- und Nährstoffressourcen (bzw. andere Wertstoffe) genutzt werden, um eine höchst mögliche Verwertungs-, Energie- und Kosteneffizienz (= Nutzen im Sinne der Nachhaltigkeit) zu erzielen?

 

  • Welche organischen Abfallarten sollen wie genutzt / verwertet werden
  • Welche (objektivierbaren) nachvollziehbaren und transparenten Entscheidungskriterien und -instrumente stehen uns zur Verfügung, um auf nationaler Ebene oder in einer bestimmten Region ein Verwertungskonzept nach
    – Abfallarten,
    – Sammellogistischen Rahmenbedingungen,
    – Verwertungs- und Bedarfsoptionen für Kompost, Bioenergie (elektrisch, Wärme, Treibstoff), zu erstellen (Stichwort: ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit)
  • Welche Entscheidungsstrukturen sind für so einen Prozess erforderlich? Wer/ Welche gesellschaftlichen Gruppierungen und Kompetenzen sind einzubeziehen